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Rübezahlgeschichten

Rübezahl ist ein Riese oder Berggeist, der den Menschen in verschiedenen Gestalten im Riesengebirge erscheinen kann: Mal verkörpert er einen Menschen, mal ist er ein Tier oder ein Gegenstand. Er kann freundlich und großzügig sein, aber auch launisch und bösartig. Rübezahl-Sagen erzählt man sich seit ca. 500 Jahren im Riesengebirge und in ganz Schlesien. Der Name Rübezahl ist ein Spottname, dessen eigentlicher Ursprung nicht geklärt ist. Die korrekte Anrede für den Berggeist, um ihn nicht zu verärgern, ist „Herr der Berge“.

Ausschnitt: Schlesien-Karte des Martin Helwig, 1561.
Ausschnitt aus der Schlesien-Karte des Martin Helwig, 1561. Rechts am Fuß des Gebirges ist “Rübenczal” eingezeichnet.

Erstmals gesammelt und schriftlich erfasst wurden ca. 250 Geschichten von dem Gelehrten und Schriftsteller Johannes Praetorius (1630-1680). Über die Grenzen Schlesiens hinaus wurden die Sagen ab 1783 durch die Herausgabe der „Volksmärchen der Deutschen“ des Schriftstellers und Philologen Johann Karl August Musäus (1735-1787), worin fünf Rübezahl-Legenden enthalten sind. Weitere Autoren in neuerer Zeit waren Carl Hauptmann und Otfried Preußler.

Allerhand Historien vom Berggeist Rübezahl II.
Allerhand Historien vom Berggeist Rübezahl II., Verlag von E. Gruhn in Warmbrunn. Gedruckt in diesem Jahr.

Das vorliegende 16seitige Heftchen erschien beim Verlag von E. Gruhn in Warmbrunn und enthält sechs Rübezahl-Sagen, ein Autor ist nicht genannt. Auf dem Titelblatt wird als Erscheinungsdatum lediglich „Gedruckt in diesem Jahr“ angegeben. Vermutlich war es für Touristen gedacht, die bei einer Rast beim Wandern im Riesengebirge etwas lesbaren Lokalkolorit im Rucksack zur Unterhaltung bereit haben wollten. Die Geschichten stammen ursprünglich aus dem Buch „Sagen aus dem Riesengebirge erzählt vom Kräuterklauber. Für Reisende der beste Geleitsmann. Erstes Bändchen: Rübezahl, der Herr des Gebirges“. Hinter dem Pseudonym verbarg sich der Lehrer, Mineraloge, Zeichner und Schriftsteller Carl Friedrich Mosch (1784-1859), der in seinem Ruhestand in der Nähe von Warmbrunn lebte. Es blieb bei diesem ersten Bändchen mit 44 Sagen.

Die sechs Sagen des Heftchens wurden bearbeitet, teilweise stark gekürzt und erschienen laut einem Literaturverzeichnis im Jahr 1894.

Textseite: Warum Rübezahl die Menschen neckt.
Warum Rübezahl die Menschen neckt. (1894)

Die Figur des Rübezahl wurde damals wie heute für touristische Zwecke genutzt. Sammler können bei einer großen Vielfalt schlesischer Ansichtskarten fündig werden.

Rübezahl-Postkarte, ca. 1897
Ansichtskarte aus dem Postkarten-Leporello „12 neueste Ansichts-Postkarten vom Riesengebirge in Farbendruck“, Verlag von Max Leipelt, Warmbrunn, ca. 1897

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