Das Gebiet der Grafschaft Glatz umfasst ca. 1.636 qkm und ist in etwa identisch mit dem des heutigen polnischen Powiat (Kreis) Kłodzki. Es gehörte bis 1945 zu Deutschland und der Provinz Schlesien.
Die Grafschaft Glatz wird ringsum von Gebirgswällen umschlossen, die die Form eines Rechtecks bilden und zusammen eine Länge von 262km erreichen. Die Talränder bilden im Nordwesten das Heuscheuergebirge (Góry Stołowe), im Osten folgt das Eulengebirge (poln. Góry Sowie) und das Reichensteiner Gebirge (Góry Złote). Das Bielengebirge (Góry Bialskie) und das Glatzer Schneegebirge (Masyw Śnieżnika) mit dem 1.425m hohen Glatzer Schneeberg schließen sich im Süden an. Im Westen schließen das Habelschwerdter Gebirge (Góry Bystrzyckie) und das Adlergebirge (Orlické hory) den Kreis. In ihrer Mitte eingebettet, befindet sich der große „Glatzer Kessel“.
Das Innere des „Glatzer Kessels“ wird durch Höhenzüge und Bergkuppen durchzogen, die zum Teil bewaldet, zum Teil landwirtschaftlich genutzt werden. Das Landschaftsbild wird durch idyllische Täler und zahlreiche Wasserläufe belebt. Die Bäche des Berglandes fließen überwiegend zum Hauptfluss, der Glatzer Neiße, hin. Die Namen der Bäche und Flüsse finden sich in diversen Ortsnamen wieder, wie z. B. Wölfel, Biele, Bober, Weistritz, Steine, Erlitz und Lomnitz.
Die Grafschaft ist reich an Mineralquellen, daher etablierten sich mehrere international bekannte Badeorte. Flora und Fauna sind in großer Artenvielfalt vertreten. Hierbei ist besonders die Trollblume (Trollius europaeus), auch Glatzer Rose genannt, mit ihrer hellgelben kugeligen Blütenkrone hervorzuheben. Das Hahnenfußgewächs bedeckt sehr zahlreich Wiesen und Berghänge, steht unter Naturschutz und ist die heimatliche Symbolblume der Grafschafter.
Die Bewohner waren in der überwiegenden Mehrzahl deutscher Abstammung und gehörten dem katholischen Glauben an. Bergbau, Glasherstellung, Spinnfabriken und die Land- und Forstwirtschaft boten zahlreiche Arbeitsplätze. Auch einige Adelssitze mit bedeutendem Grundbesitz waren hier vertreten.
Das Wappen der Grafschaft Glatz von 1459 zeigt ein Schild mit drei diagonal verlaufenden roten Streifen und weist auf die bis 1742 bestehende böhmische Herrschaft hin. Nach der Annexion durch Preußen wurde es in das Wappenschild des großen preußischen Gesamtwappens integriert.
Ab 1874 spielte die Eisenbahn eine zunehmend wichtige Rolle. Durch die besonderen geologischen Gegebenheiten der Region, war der Ausbau des Schienennetzes mit Tunneln und Brücken eine große Herausforderung für Ingenieure und Bahnarbeiter. Berlin, Wien und Prag wurden gut erreichbare Ziele, bzw. brachten die Kurgäste schnell und komfortabel in die Heilbäder der Grafschaft und in die Sommerfrische bzw. die Wintersportplätze.