Kategorien
Aktuelles Damals Schlesien

Weintradition Schlesiens erlebt Renaissance

Ansicht von Grünberg
Quelle: Grünberg und seine Weingeschichte. Mit freundlicher Genehmigung der Webseite https://www.drpaulpetras.de/

Eine kleine Zeitreise
Um 800 herrschte mildes Klima, welches bis zum 14. Jahrhundert andauerte und so günstige Voraussetzungen für den Rebanbau in Niederschlesien schuf. Bereits im Jahre 1203 erließ Herzog Heinrich I. eine Winzerverordnung, in der er den Winzern vorschrieb, wie oft sie in den Weinbergen arbeiten sollten. Die Weintradition reicht bis ins Mittelalter zurück. Reben wurden meist von Mönchen bei Klöstern, aber auch von Bauern im Bannkreis von Burgen und Schlössern angebaut. Der edle Rebentrunk hatte ja auch etwas Privilegiertes. Erst viel später wurde dieser in Winzer- oder Wirtshäusern ausgeschenkt.

Als Konrad III. von Schlesien (*1260-65, † 1304) im Jahre 1299 zum Patriarchen von Aquileia erwählt wurde, verzichtete er mitten auf dem Weg dahin, in Wien, freiwillig auf diese Ehre. Angeblich soll er als Grund für seine Entscheidung die Tatsache genannt haben, dass in Italien nur Wein getrunken wird und nicht das Weizenbier, das er seit seinen jungen Jahren genießt. Diese Überlieferung, festgehalten in der Chronica principum Poloniae (Chronik der Fürsten Polens) aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, wurde in der Literatur oft zitiert. Dadurch entstand das Bild, dass Wein im mittelalterlichen Schlesien ein seltener Trunk und der Weinbau fast unbekannt war. In Wirklichkeit sind Informationen über den Weinbau in Schlesien ziemlich zahlreich, aber verteilt auf unterschiedliche Quellentexte. Ihre Sammlung und Interpretation ermöglichte eine Annäherung an die Geschichte des Weinbaus und der Weinherstellung im mittelalterlichen Schlesien mit den Fragen nach der Dynamik der Gründung, der Größe und Lokalisierung der Weingüter und schließlich nach
der Zeit und den Gründen für die Krise des schlesischen Weinbaus.

Quelle: Schlesien erfahren: Weinbau im mittelalterlichen Schlesien: Schlesisches Museum zu Görlitz

1360 Mitteleuropa: Weinanbau in Böhmen, ausgedehnte Rebflächen um Prag.

14. Jhd.: Wein wurde unterschieden nach „jung“ und „alt“ (etwa drei bis fünf Jahre gelagert), nicht nach Jahrgang oder Sorte. Urkunden nennen vereinzelt Namen von Weinlagen, als Weinherkunftsbezeichnung werden sie nicht erwähnt. Wein-Küfer waren meist auch als „Wein-Würzer“ tätig, welche durch Zugabe vielfältiger Stoffe Weine trink- und haltbar machten, wie etwa eine Säureminderung durch Asche. Weine wurden mit Eiweiß und Milch geklärt (geschönt). Gewürzte Weine zur Stärkung und als Heilmittel eingesetzt. Da Wein als Handelsprodukt und Steuerquelle immer mehr Bedeutung erhielt, legten sich Städte eigene Weinkeller von beträchtlichem Ausmaß an und begründen „Ratskeller“.

Im Jahr 1453 wurden große Weinbergflächen, aber auch Nuss- und Obstbäume durch einen massiven Kälteeinbruch zerstört. Herzog Heinrich von Glogau reagierte und ließ geeignete Rebsorten, welche kälteresistenter waren, aus Österreich, Ungarn und Franken herbeischaffen. Der schlesische Landesherr, wie auch seine Nachfolger, setzten sich fortan für die Erhaltung des Weinbaus durch spezialisierte Gärtner ein. Erst 1466 konnte wieder eine erste Weinlese stattfinden.

15. Jhd.: Schlesiens Weinbau erlebt seine Blütezeit.

Während 1513 bis 1521 wiederholte sich die völlige Zerstörung der Rebstöcke durch Kälteeinbrüche.

Die Weinbauern kämpften im 16. Jhd. bedingt durch Fröste, extreme Trockenheit oder auch durch Überschwemmungen ums Überleben.

1740 setzte sehr früh Frost ein und verhinderte ein Ausreifen des Traubengutes. Der traurige Rest konnte lediglich zur Herstellung von Essig genutzt werden.
Um diese Zeit herum begannen insbesondere die Grünberger Winzer mit dem Anbau pilzresistenter und früh reifender Reben. Ihrem Beispiel folgte bald ganz Polen.

Das Ergebnis, der Wein dieser neuen Sorten, war eher herb und säurereich und missfiel vor allem dem Hochadel. Selbst der Klerus wandte sich den ausländischen Weinen zu.

Anlagen auf geringen Flächen im Umkreis von Städten, Klöstern und Kirchen zur Deckung des Eigenbedarfs entstanden, ohne dass der Weinbau hier zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden ist.

Quelle: Weinbau und Weinabsatz im späten Mittelalter. Forschungsstand und Forschungsprobleme von Otto Volk

Neuzeit
Die Grünberger Weinbauregion ist geschichtsträchtig.
Im dortigen Weinmuseum kann man alten Fässern und deutschen Namen begegnen. Bereits 1250 sollen Mönche im Kloster Paradies mit dem Weinbau begonnen haben. Mit 200 Hektar liegt hier das nördlichste geschlossene Weinbaugebiet der Welt auf 51° 56’ nördlicher Breite und 15° 31’ östlicher Länge.


Heute gibt es auf gut 100 Hektar etwa 100 Winzer. Mit sechs Hektar dürfte das größte Weingut Stara Winna Góra sein, aufgebaut von Marek Krojzig, der sein Geld mit Schaumstoff verdiente, bevor er auf seinem Grundstück bei Cigacice (Tschicherzig) alte Reben entdeckte und begann, sich für den Weinanbau zu begeistern.

Quelle: Historische Weinkeller werden zu touristischen Attraktionen – Silesia News (silesia-news.de)


Auf der vom Nationalen Zentrum für die Unterstützung der Landwirtschaft geführten Liste stehen derzeit mehr als 50 Weingüter aus Niederschlesien. Nur wenige der Rebflächen sind grösser als 10 Hektar. In ganz Polen gibt es insgesamt 445 registrierte Weingüter, welche für den Markt produzieren.

Weinsorten
Es werden vor allem Solaris, Cabernet Cortis, Johanniter, Regent, Rondo oder Dornfelder, aber auch edle Weinsorten (Vitis vinifera) wie Riesling, Chardonnay, Grauburgunder, Spätburgunder, Gewürztraminer oder Sauvignon Blanc angebaut. In den so genannten “alten Weinländern” werden bestimmte Regionen in der Regel von bestimmten Rebsorten dominiert. In Niederschlesien jedoch gibt es keine eigene Rebsorte, und auch die Vielfalt der hier angebauten Rebsorten ist recht groß.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Weingüter relativ jung sind – in der Regel sind sie erst seit einem oder zwei Jahrzehnten in Betrieb, in der ersten Winzergeneration, selten in der zweiten. Aus diesem Grund experimentieren die Winzer hier noch mit unterschiedlichen Rebsorten und prüfen, welche unter den örtlichen Bedingungen die besten Ergebnisse bringen.

Weintrauben der Sorten Riesling, Chardonnay und Blauburgunder

Gegenden in denen sich Weingüter befinden:
Sobótka = Zobten
Świdnica = Schweidnitz
Środa Śląska = Neumarkt
Wroclaw = Breslau


Links zu Weingütern:
Weingut Radochowska – Weinhaus (winnydomek.pl)
Radochów, 57-540 Lądek-Zdrój, Polen•+48 604 337 846
Reyersdorf: Radochów
(In der Nähe von Glatz)


Weingut und Weinstube Hanna (winiarniahanna.pl)
Radomierzyce 31, 59-900 Zgorzelec
Kreis Zgorzelec
zapraszamy@winiarniahanna.pl
(Radmeritz, Kreis Görlitz, Niederschlesien: Radomierzyce)


Polskie Wina na światowym poziomie | Winnica Adoria
Weingut Adoria
Zurawia 33
55-080 Zachowice
(Sachwitz (1937–1945 Martinsgrund), Kreis Breslau, Niederschlesien: Zachowice)


Jaworek Weinberge – Polnischer Wein (winnicejaworek.pl)
Winnice Jaworek Sp. z o. o.
Kościuszki 48a, 55-330 Miękinia


Schlesischer Weinberg – Wein mit Geschichte (winnicasilesian.pl)
Schlesischer Weinberg Bagieniec 20
58-140 Bagieniec
(Teichenau, Kreis Schweidnitz, Niederschlesien: Bagieniec)
+48 665 749 888


Weiterführende Links
Polnischer Wein: Weingüter in Niederschlesien – WroclawGuide.com
Grünberg und seine Weingeschichte – Der schlesische Schriftsteller und Heimatdichter Paul Petras (drpaulpetras.de)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert