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Große Mäuseplage in Glatz

Titel der Glaciographia oder Glätzische Chronica des Georgius Aelurius (1596 - 1627)
Titel der Glaciographia oder Glätzische Chronica des Georgius Aelurius (1596 – 1627)

Der aus Frankenstein stammende Chronist Georgius Aelurius (1596 – 1627) berichtet in seiner „Glaciographia oder Glätzische Chronica“ von einer großen Mäuseplage während des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) im Jahre 1623:

„ Hieher mus ich ein seltzames und ungewöhnliches Wunder erzehlen / welches sich anno 1623 umb die Stadt Glatz / ja in der gantzen Graffschafft / und auch noch etwas weiter / nemlich in dem Franckensteinischen Kreise zugetragen hat. Man hat in gemeldten Jahr auff allen Eckern und Feldern erschrecklich viel Meuse gesehen / welche unten in der Erden ihre Nester hatten. … immer ein Loch neben das ander machten … Sie trugen die Erde aus den Erdlöchern heraus / gleich wie die Maulwürffe dieselbe über sich werfen. Es seyn auch diese Meuse nicht wie andere gemeine Meuse gestalt gewesen / sondern viel anders / denn sie waren fast roter Farbe / sie hatten rote Schwentze / und waren sonst zimlich gros und fett / dannenhero hat sie auch viel Volck für Gottes Heer und ein Wunderwerck gehalten.

Es ist erschrecklich gewesen / wenn man uber Feld gegangen ist / daß die Meuse so hauffenweise hinter und vor einem her gelaufen seyn … Und wenn man mit dem Pflug den Acker umbgeworffen … hat man im Acker immer ein Meusenest neben dem andern angetroffen … auch allerley andere Sachen … und sonderlichen zwar Getreideähren … daß man etliche Hüte davon hette vollfüllen mögen. … sie haben daselbsten das Graß  / den Flachs und die grüne Saat mächtig abgefressen …  wo das Feld mit Getreide nicht war beseet worden / seyn sie auff die Bäume gestiegen / und haben das Obst abgefressen.

Und was noch mehr ist / so haben sie auch den Leuten ihre Kleider zernaget und gefressen / ja wenn die Leutlein zu Tische gesessen seyn / und Mahlzeit haben halten wollen /so sind die Meuse auff die Bäncke gekrochen / und haben ihnen von hinden zu die Zippelpeltze abgefressen / sie seyn auch wol bißweilen gar auff die Tische kommen / und haben mit essen wollen…

In Summaes ist gewiß nicht außzusprechen / was diese Meuse dem Lande und den Leuten darinnen für großen schaden … gethan haben. Und ob sich schon viel Leute bemüheten / die Meuse auff ihren Eckern zu erseuffen / in dem sie viel Wasser zuführen liessen / und dasselbe in die Meuselöcher gossen / daß die Meuse entweder ersaufen / oder ja herfür lauffen sollten /damit sie erschlagen würden; so haben sie doch durch diß Mittel dieselben nicht dempffen können. Ja ob auch gleich die Hunde der Meuse sehr viel weggefressen haben / hat dennoch die Plage nicht auffhören wollen / biß sie Gott selber weg nahm.“

Die Mäuseplage wurde allgemein als Strafe Gottes für begangene Sünden angesehen, aber auch als Vorbote für weitere, noch kommende Plagen. Im selben Jahr begann durch den Mangel an Gütern und die gestiegenen Preise eine Hungersnot, bei der viele Menschen starben. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr 1624 waren die Mäuse verschwunden. Stattdessen fraßen Käfer die Blätter und Früchte von den Bäumen und zahlreiche Wölfe richteten große Schäden an. Die durchziehenden Soldaten brachten die Pest, Syphilis und andere Krankheiten mit. Sie plünderten und brandschatzten die Ortschaften, die teilweise verlassen wurden und von der Landkarte verschwanden.

Quelle: Georgius Aelurius, Glaciographia, Leipzig, 1625 S. 400 – 403

Georgius Aelurius hieß eigentlich Georg Katscher. Er latinisierte, wie es damals üblich war, seinen Nachnamen und legte dabei das altgriechische Wort für Katze (Ailouros) zugrunde, die er als den Ursprung seines Namens vermutete. Er war ein Prediger der Reformation in Glatz und in seinen beiden letzten Lebensjahren Rektor der Stadtschule in Frankenstein.

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