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Das Felsenhotel in der Kolonie Bukowine

Aus dem Fotos sieht man das Felsenhotel u. Sommerfrische "Bukowine" bei Kudowa
Felsenhotel u. Sommerfrische “Bukowine” bei Kudowa

Die Bukowine (Bukowina = Buchenwald) war eine Kolonie im Ort Straußeney (Pstrążna ), der heute ein Ortsteil von Bad Kudowa ist. Kudowa-Zdrój zählt zu den ältesten Heilbädern des Glatzer Landes und Niederschlesien. Nach dem Übergang an Preußen 1763 gehörte es zusammen mit mehreren Dörfern zum sogenannten Böhmischen Winkel. Die Gemeinde Straußeney galt über Jahrhunderte als einzig evangelische in der sonst katholischen Grafschaft Glatz.

Das Felsenhotel auf 700 m

Es wurde im Jahr 1907 erbaut von der Familie Zwikirsch aus der Bukowine. Sie besaß in der Kolonie schon das „Gasthaus zu den Felsen“. Die Bauherren waren die Brüder Zwikirsch:

Josef Zwikirsch, Baumwollausgeber
Franz Zwikirsch, Kaufmann
Adolf Zwikirsch, Lehrer

Bauinformation lt. Katasterunterlagen

Haus Nr. 25  „Felsenhotel“,  Logier- und Gasthaus mit Hofraum und
Hausgarten (1907 Neubau), Wirtschaftsgebäude (1907 Neubau), Pferdestall (1908 Neubau).

Familie Zwikirsch

1799 fand die erste Taufe mit dem Namen Zwikirsch aus der Bukowine statt. Im Online-Ortsfamilienbuch von Straußeney. finden sich zahlreiche Einträge des Namens Zwikirsch. Von den 25 Häusern in diesem Ort wohnten im Jahre 1941 noch in 9 Häusern Familien mit diesem Namen.

Ortsbeschreibung aus "Beyträge zur Beschreibung von Schlesien 1789 - Band 9, Grafschaft Glatz"
Ortsbeschreibung aus “Beyträge zur Beschreibung von Schlesien 1789 – Band 9, Grafschaft Glatz”

Hussiten

Es wird angenommen, dass in dem Ort Straußeney im Grenzbereich, geschützt durch seine Abgelegenheit und den leicht möglichen Wechsel nach Böhmen, bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg hussitisch gesinnte Familien wohnten, darunter auch Familien mit dem Namen Zwikirsch in unterschiedlichen Schreibweisen.

Der Pfarrer von Hussinetz bezeichnete 1937 seine Gemeinde und die von Strausseney als die noch einzigen böhmisch-reformierten Gemeinden Schlesiens. 

Verkauf an den CVJM

Aus wirtschaftlichen Gründen verkaufte die Familie Zwikirsch das Hotel an den CVJM Breslau, der es weiter als Erholungsheim „Felsenhotel“ betrieb.

Auf dem Foto sieht man das Missionshaus (Talblick) in der Bukowine
Das Missionshaus (Talblick) in der Bukowine

Weiterverkauf an die Mission

Am 21.06.1922 verkaufte es der CVJM an die Mission für Süd-Ost Europa. Am 06.04.1927 schlug ein Blitz bei einem Unwetter in das Missionshaus ein. Dabei brannte das Haus aus.

Das Foto zeigt das Gebäude nach dem Brand des Missionshauses in der Bukowine.
Das Gebäude nach dem Brand des Missionshauses in der Bukowine

Das Gebäude wurde wieder aufgebaut. 1940 erfolgte die Beschlagnahmung durch die Geheime Staatspolizei. Danach wohnten dort Umsiedler (200 Slowenen). Das Missionshaus wurde “Volksdeutsche Mittelstelle Umsiedlung Lager 95 Tannhübel” genannt. Das tschechische Militär befreite die Umsiedler am 08.05.1945.

Nach Ende des II. Weltkriegs wurde das Haus wieder von der Mission eingenommen. Heute ist es ein Erholungsheim für Kinder. Es wurde vergrößert und umgebaut.

Im hinteren Teil sieht man das Missionshaus. Im Haus auf der rechten Seite wohnte die Familie Kollatschny.
Im hinteren Teil sieht man das Missionshaus. Im Haus auf der rechten Seite wohnte die Familie Kollatschny.

Schlussbemerkung

Unser Mitglied Julian Kollatschny ist ein Nachkomme der Familie Zwikirsch aus der Bukowine. Er stellte mir die Informationen und die Fotos freundlicherweise zur Verfügung.

Quellen:

  • Verlag Mission für Süd Ost Europa; Gottes Wort den Völkern
    von Ernst Fehler; Mission für Süd-Ost- Europa Gestern und Heute
  • Personenverzeichnis 1941
  • Staatsarchiv Breslau, Katasterverwaltung Gebäudesteuerrolle, Gemeinde Straußeney
  • Ortsfamilienbuch Hussinitz
  • Kath. Kirchenbücher Tscherbeney

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