Ein fröhliches Ereignis für die Kinder in der Grafschaft Glatz war der vierte Fasten- und Passionssonntag im Frühjahr, auch Sonntag Laetare genannt. Die Mitte der Fastenzeit war überschritten und das Osterfest rückte näher. Dieser Sonntag ist abhängig vom Termin des Osterfestes und fällt entweder in den Monat März oder April.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Laetare)
Summersunntich-Singen
(Sommersonntag-Singen)
Häufig mussten sich die Kinder am “Summersunntich” noch in dicken Winterkleidern auf den Weg machen. War es dagegen schon frühlingshaft, durften die Mädchen am Sonntag Laetare schon ihr buntes Sommerkleidchen anziehen. Es wurden sogenannte Sommerstecken aus Gerten gebastelt, an dem man farbige Papierbänder befestigte. Die Gerten aus Weide besorgte man sich vorher aus dem „Puusch“ (Wald, Busch). Die Kinder zogen damit von Haus zu Haus und sangen den Sommer ein. In der Mundart hieß es auch „summern“.
Liedtext
Innerhalb der Grafschaft Glatz und Schlesien gab es mehrere unterschiedliche Verse und Strophen. Von meinen Großeltern aus dem Raum Neurode ist mir dieses Lied bekannt:
Summer, Summer, Summer!
Ich bin a kleener Pummer,
Ich bin a kleener Keenich,
Gat mer nie zu wenich,
Lot mich nie zu lange stien,
Ich muß a Heisla weiter gien.
Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Heischelied, bei dem es um das Erbitten von Gaben geht. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Heischebrauch)
Die Heischegaben
In jedem Haus wurde in der Woche vor “Summersunntich” gebacken.
Die Frauen des Hauses verteilten nach dem Lied unterschiedliche Süßigkeiten: Kuchen, Brezeln, Bonbons sowie auch Eier und Äpfel. Auch über kleine Gaben freuten sich die Kinder. Ging man zu seinem „Poata“ (Paten) bekam man meist einen „ Biehma” (Zehnpfennig) in die Hand. Die ausgeteilten Gaben steckte man in ein kleines umgehängtes Säckchen.
Es kam aber auch vor, dass die Tür eines Hauses nicht geöffnet wurde. Dann machten die Kinder mit folgendem Vers auf ihren Unmut aufmerksam:
Hiernermist, Taubamist,
ei dam Hause kriggt ma nischt.
is doas nich ne Schande
ei dam ganza Lande.
Der Sinn des Brauches “Summersunntich“
Es war ein symbolhafter Vorgang für die Verabschiedung der kalten Jahreszeit.
Die Winter in Schlesien waren oft sehr lang und schneereich. Am “Summersunntich” hatte man den meist strengen Winter bezwungen und freute sich über den Einzug des Frühlings mit wärmeren Temperaturen.
In ganz Niederschlesien und auch in Breslau war das Sommersingen bekannt.
Der Ursprung dieser überlieferten Tradition lässt sich bis zum 16. März 965 in Schlesien zurückverfolgen.
Näheres dazu wird in „Sagen aus Schlesien“, Herausgegeben von Oskar Köbel, Nr. 1 beschrieben. (Quelle: SAGEN.at – WIE DAS “SOMMERSINGEN” IN SCHLESIEN AUFKAM)
2 Antworten auf „Sommersingen am “Summersunntich”“
Meine Großmutter vom Hinterberg in Schlegel hat folgendes Sommerlied überliefert:
“Summer, Summer, Summer,
ich bin a klenner Pummer,
Wann ich a klenner Pummer bin
Kann ich ach zum Summern gehn
Zum Summern und zum Mäia
Die Bliemlein vielerleha
Bliemlein vuller Zweigelein
Der liebe Gott wird bei euch sein
Er wird dann bei euch wohnen
Mit der himmlischen Kronen.
Der Herr ies schien, die Frau ies schien.
Ihr werd es wohl bedenka
Und mir zum Summersunntich etwos schenka.
Stieh am kala Steene,
frieren mir die Beene
lusst mich nich zu lange stiehn,
ich muß a Häusla wettergiehn.”
Innerhalb der Grafschaft gab es viele Varianten des Liedes.
Danke für die Ergänzung aus dem Raum Schlegel. .