Unter dem 18. Juli 1906 vermerkt der Pfarrer der katholischen Stadtpfarrkirche zu Glatz Prälat August Skalitzky folgenden Eintrag in der Chronik:
„Heute morgen gegen 6½ Uhr wurde die 9 Jahre alte Tochter des Schmiedemeisters Karl Strauch auf der sogenannten Halben Meile, die sich auf dem Schulwege nach Niederschwedeldorf befand, beim Kilometersteine 4,5 der Glatz-Reinerzer Chaussee von einem Wüstlinge ermordet. Die Leiche war durch Messerstiche und Schnitte sehr entstellt. Die vom Verbrecher verlorene Uhr wurde zum Verräter.“1
Was war geschehen? Näheres erfahren wir in den folgenden Wochen aus der Zeitung „Der Gebirgsbote“.
Unter dem 16. Januar 1907 ist in der Chronik der Stadtpfarrkirche Glatz vermerkt:
„Früh 7½ Uhr wurde im hiesigen Gefängnisse der Mörder Ernst Nentwig, 32 Jahre alt, hingerichtet. … Er starb sehr reumütig. Herr Oberkaplan Bergmann begleitete ihn zur Hinrichtung.“
- Pohl, Dieter (Bearb. Und Hrsg.). 40 Jahre Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz in Schlesien 1906-1946. Dr. Dieter Pohl Verlag. Köln. 2009. S. 27 ff ↩︎
- StA Lewin Nr. 19 / 1875
Der in Jauernig wohnhafte und schreibunkundige Feldgärtner Ignatz Nentwig zeigt an, dass seine ledige Tochter (kath.) Rosina am 25. Februar 1875 Abends um neun Uhr ein männliches Kind geboren hat, welches den Namen Ernst erhalten hat. ↩︎
2 Antworten auf „Mord bei Glatz 1906“
Für das am 17.07.1906 ermordete 9-jährige Mädchen Ida Strauch wurde am 24.07.2006 ein Gedenkstein am Kreuz an der Straße DK 8 im Zuge der Glatzer Umgehungsstraße auf der „Halben Meile“ bei Mügwitz/Mikowice durch den Gemeindevorsteher des Dorfes Mikowice Roman Macharzyński und die Präsidentin des Vereins „Archanioł Michał“ Mariola Nakwasińska eingeweiht.
Das Kreuz war alt und beschädigt. Es wurde im Dezember 1999 durch ein 380 cm hohes Kreuz aus Eisen ersetzt. Es wurde eine Blechtafel angebracht (ohne Text) und mit einem Bild „Mutter Gottes mit dem Jesuskinde“ geschmückt. Das Bild stammte aus dem Hause Gawron. Frau Danuta, damalige „Sołtys“ hatte die Anschaffung und die Einsegnung organisiert. Der Pfarrer aus Glatz nahm sie vor. Einwohner von Mügwitz, Jung und Alt nahmen daran teil.
Obwohl die polnischen Menschen in Mügwitz bis zum 22. Mai 2006 nichts von dem Mord an Ida Strauch und der Entstehung des Kreuzes wussten, haben sie sich in christlicher Verantwortung um die Erhaltung bemüht und mit Blumen geschmückt. Dafür Dank und ein „Vergelt’s Gott“.
Initiator des Gedenksteins war Helmut Goebel († 29.08.2023) aus Niederschwedeldorf/Szalejów Dolny.
Herzlichen Dank für diese Ergänzung! Es ist schön, dass es bis heute einen Ort der Erinnerung gibt.