Wenn zwei eine Reise tun …
Inzwischen arbeiten mehr als 200 Mitglieder der Forschungsgruppe Grafschaft Glatz an der Erforschung Grafschafter Familien. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig bei unseren gemeinsamen Interessen. Daten und Ergebnisse werden geteilt. Individuelle Reiseplanungen werden vorab kommuniziert. Forschungsaufträge werden in die Archive Schlesiens mitgenommen und nach Rückkehr ausgetauscht. Über die eigentlich private Ahnenforschung hinaus sind viele Mitglieder über unzählige ehrenamtliche Stunden hinweg aktiv. Diese Mitglieder werten die aus Schlesien in digitaler Form mitgebrachten Archivalien aus, legen Datenbanken an, fertigen Kirchenbuchabschriften oder stellen sogenannte Ortsfamilienbücher zusammen.
Mehr als zwanzig Jahre schon fahren so Edwin Teuber und Gerold Wenzel in die Grafschaft sowie nach Breslau, um in den verschiedenen Archiven zu forschen. Insbesondere, um „Verschollenes” wieder zu Tage zu fördern. Aber auch um Kooperationen zu knüpfen und einen freundschaftlichen Austausch mit den Menschen vor Ort zu pflegen.
Erstmals haben Edwin Teuber und Gerold Wenzel jüngst auch das Prager Nationalarchiv mit seinen beiden Standorten in der tschechischen Hauptstadt besucht. Vorrangig um zu schauen, was das Prager Archiv für Grafschafter Forscher an interessanten Materialien bereit hält. Gerne möchten wir alle Interessierte daran teil haben lassen und vielleicht auch dazu anregen, eigene Forschungsreisen zu unternehmen. Deshalb hier ein kleiner Reisebericht:
Die vorausgehenden Reisevorbereitungen sind inzwischen durch ein Online-Findverzeichnis aller tschechischen Archive sehr gut möglich (Eingabe Suchfeld: z. B. Kladsk, Glatz o.a. Orte oder Begriffe wie Matrika, Matrikel). Die Verzeichnisse sind allerdings vollständig in tschechischer Sprache angelegt, so dass hier in Teilen ein Übersetzungstool via Internet verwendet werden muss. Bestellung der Wunscharchivalien über einen Warenkorb sind im Findverzeichnis ohne Probleme zu tätigen. Etwas schwierig vielleicht, dass es in Prag mehrere Archive gibt. Ein Standort hält Materialien bis ins Jahr 1850 bereit. Der andere folglich ab 1850 bis heute. Beide Archive sind rund 10 Kilometer voneinander entfernt. Zudem ist ein Stadtarchiv vorhanden. Die im Voraus per E-Mail reservierten Leseplätze waren planmäßig für uns in beiden Prager Nationalarchiven reserviert. Aushebungen von zusätzlichen Materialien vor Ort anhand von klärenden Gesprächen waren kurzfristig möglich. Das Personal ist überaus freundlich und hilfsbereit. Die von uns rein anhand des Titels entliehenen Grafschafter Materialien betrafen vielfach Statistiken und kirchenorganisatorische Angelegenheiten. Wer seinen familiengeschichtlichen Hauptort in der Grafschaft um weitere historische Informationen ergänzen will, kann hierbei vielschichtiges Material finden.
Bei unseren Reisen ist es verständlicherweise stets das oberste Ziel, bislang verschollene Kirchenbücher, Schöppenbücher, standesamtliche Unterlagen oder Chroniken zu entdecken. In dieser Hinsicht konnte uns Prag leider keine nennenswerte Freude bereiten. Im Gegensatz zu vielen anderen Archiven in der Grafschaft, in denen uns schon mehrfach lange Zeit verloren geglaubte Bücher bekannt geworden sind. Nicht zu vergessen, die vielen privaten Standorte, vielleicht auch in der Bundesrepublik, an denen über Flucht und Vertreibung hinweg wertvolle Bücher bis heute aufbewahrt sind.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
sollten Ihnen demnach Standorte von Kirchenbüchern in privater Hand bekannt sein, die nicht zwingend Ihr eigenes Forschungsgebiet betreffen müssen, so dürfen sie uns gerne unter vorstand@forschungsgruppe-grafschaft-glatz.de benachrichtigen. Damit können auch Sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Grafschafter Geschichte leisten. Gerne würden wir diese Bücher digitalisieren und anschließend an ihre Besitzer zurück geben.
Lauchheim im April 2024
Gerold Wenzel
Vorsitzender der Forschungsgruppe Grafschaft Glatz