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Die Koppenbücher der Hampelbaude

Rübezahl-Zeichnung
Zeichnung des Berggeists Rübezahl in einem der Koppenbücher.

Die Schneekoppe ist mit ihren 1.603 Metern die höchste Erhebung des Riesengebirges. Sie war und ist ein beliebtes Ausflugsziel der Region. Über ihren Gipfel hinweg verläuft heute die Staatsgrenze zwischen Tschechien und Polen. Vom Gipfel aus hat man eine wunderbare Aussicht,  wenn er nicht in Nebel gehüllt ist, was anscheinend öfter vorkommt.

Hier kann man sich davon selbst ein Bild machen:

Live-Webcam der Schneekoppe

Berühmte und weniger berühmte Personen von nah und fern haben die Schneekoppe in den letzten Jahrhunderten bestiegen. Fünf Berichte ab 1670 kann man in einem 1736 erschienenen Buch nachlesen:

Die Wundervolle Schnee-Koppe...

Im ersten Bericht wird der von Besuchern vielfach beklagte Nebel erwähnt. Der Aufstieg ist anstrengend und nicht ungefährlich, es soll in der Gegend sogar Bären geben. Als die Reisegruppe nach 12 Stunden wieder in Warmbrunn eintrifft, sind sie „gesund und ohne Unglück, iedoch mit ermatteten Leibern und zitternden Gliedern zurücke, dancketen dem Höchsten vor dieses mahl erwiesene väterliche Gnade und geleisteten Schutz, vermochten aber die gantze Nacht hierauf wenig zu ruhen, und begehrten nunmehr nicht wieder hinauf.“

In der nächsten Beschreibung erfährt man von der abenteuerlichen Übernachtung auf Heu mit unerwarteten tierischen Besuchern in der Hampelbaude.

Gruss von der Schneekoppe
Selbst Rübezahl ist gekommen, um den Sonnenaufgang vom Gipfel der Schneekoppe aus zu bewundern. Man beachte die vor ihm liegende Anzahl Rüben. Dank dieser Eselsbrücke weiß man gleich, um wen es sich handelt.

Viele verschickte Postkarten mit dem Schneekoppen- und Hampelbauden-Motiv zeugen von der großen Besucherzahl.

Auch Goethe soll im September 1790 in der Hampelbaude auf Heu übernachtet haben, bevor er im Morgengrauen in Begleitung seines Dieners die Koppe bestieg, um vom Gipfel aus den Sonnenaufgang zu erleben. Der Maler Ludwig Richter rastete im August 1838 in der Baude, die die letzte Einkehrstätte und Herberge auf der schlesischen Seite des Gebirges vor der Koppe war.

Hampelbaude 1838
So sah der Maler Ludwig Richter die Hampelbaude im Jahr 1838.

Die Baudenbesucher verewigten sich über viele Jahre hinweg in den Gästebüchern der Hampelbaude, den sogenannten “Koppenbüchern”. Von Goethe gibt es leider keinen Eintrag zu finden. Auch wurden später einzelne Seiten mit den Unterschriften von Berühmtheiten durch Autographensammler heimlich entfernt. Nur mit viel Glück können Familienforscher in den recht unübersichtlichen Eintragungen fündig werden. Auf alle Fälle sind sie aber eine Ansammlung vieler verschiedener Handschriften, an denen man seine Fähigkeiten fürs “Übersetzen” ausprobieren kann.

Koppenbuch 1710 – 1734

Koppenbuch 1761 – 1775

Koppenbuch 1774 – 1788

Koppenbuch 1789 – 1800

Koppenbuch 1824 – 1826

Der Hirschberger Arzt und Dichter Caspar Gottlieb Lindner (1705 – 1769) veröffentlichte ein Buch mit den ersten, in der Hampelbaude geführten Koppenbüchern aus der Zeit von 1696 bis 1737 unter dem Titel „Vergnügte und Unvergnügte Reisen auf das Weltberuffene Schlesische Riesen-Gebirge“. Darin kann man in Einträgen und Namen viel bequemer stöbern.

Die Schneekoppenbücher 1696 bis 1737

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