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Der Kreisvicar Kaulig in Neurode

Das Foto zeigt den "Besuch beim Dorfpfarrer, Gemälde von Ludwig Knaus, 1905" https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ludwig_Knaus_Besuch_beim_Dorfpfarrer.jpg
“Besuch beim Dorfpfarrer, Gemälde von Ludwig Knaus, 1905”
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ludwig_Knaus_Besuch_beim_Dorfpfarrer.jpg

Eduard Joseph Anton Kaulig, der spätere Kreisvicar und Pfarr-Administrator in Neurode (heute Nowa Ruda), hat seine Wurzeln in Krainsdorf. Er stammt aus einer Lehrerfamilie. Einer seiner Vorfahren, Antonius Franz Kaulig, wird bereits 1716 als Schulmeister in Krainsdorf erwähnt.

Familie Kaulig

Das Foto zeigt einen Schulmeister aus dem Lehrer-Ständebuch Datei:Fotothek df tg 0008496 Ständebuch ^ Lehrstand ^ Beruf ^
Ständebuch Lehrer
Datei:Fotothek df tg 0008496 Ständebuch ^ Lehrstand ^ Beruf ^

In der Familienforschung erkennt man häufig in mehreren Generationen den gleichen Beruf. Die „Vererbung“ innerhalb der Familie betraf viele Berufsgruppen, besonders in der Landwirtschaft und im Handwerk. In der Familie Kaulig sind es die Lehrer oder auch Schulmeister genannt.  Bereits 1631 gab es Volksschulen u.a. in den Dörfern Krainsdorf, Ludwigsdorf, Hausdorf.
Quelle: Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimathskunde der Grafschaft Glatz, 1886/1887, Jg. 6 – Schlesische Digitale Bibliothek, Seite 33

Schulmeister KauligGeborenGeburtsortSchulmeister/
Lehrer in
Antonius Franz1688HausdorfKrainsdorf
Johann Heinrichca. 1715Krainsdorf ?Passendorf
Ernest Anton1730KrainsdorfKrainsdorf
Johann Heinrich Laurenz1745PassendorfRothwaltersdorf
Ignatz Franz Ernst1755KrainsdorfKrainsdorf
Joseph Casimir1759KrainsdorfKrainsdorf
Ignatzca. 1776RothwaltersdorfWünschelburg
Johann Joseph Franz Hyacint Anton Ignatz1784KrainsdorfKrainsdorf, später Ludwigsdorf

Eduard Joseph Anton Kaulig

wurde geboren am 30.11.1814 in Krainsdorf (heute Krajanów). Seine Eltern waren der Krainsdorfer, spätere Ludwigsdorfer Schullehrer Johann Joseph Franz Hyacint Anton Ignatz Kaulig und Anna Maria Elisabeth Meisner. Einer seiner Taufpaten ist der Capellan aus Ludwigsdorf, Antonius Pollag, der spätere Pfarrer in Volpersdorf.  Ob ihn dieser Pate auf seinen weiteren Lebensweg vorbereitet hat?  Es ist anzunehmen, dass Eduard Joseph Anton Kaulig das Katholische Gymnasium in Glatz besucht hat und ca. 1830 das Priesterseminar in Breslau.

Ordination

Als Tischtitel (lateinisch titulus mensae) wurde es im deutschsprachigen Gebiet früher bezeichnet, wenn ein katholischer Priester vor seiner Priesterweihe die Zusage geben musste, dass er materiell versorgt bleibt, auch wenn er sein Priesteramt nicht mehr ausüben kann. Dies geschah meist durch die Zusage einer Stiftung oder einer vermögenden Person, die dann für seinen Unterhalt zu sorgen hatte.
Der Patron des Eduard Joseph Anton Kaulig war der Rgraf. Stollberg Wernigerode auf Peterswaldau , der am 12.11.1836  durch den „Tischtitel“ mit sämtlichen Gütern im Reichenbacher Kreise haftete.

Am 25.07.1837 empfing Eduard Kaulig zu Breslau die Ordination (Priesterweihe) vom Bischof von Sedlnitzky.

Der geistlicher Werdegang

Lt. Kögler’s „Beschreibung von Reinerz“ aus der Feder von Wilhelm Hohaus:
Es kam am  27. September 1837 der neu geweihte Priester Eduard Kaulig nach Bad Reinerz. Ab 16. Februar 1842 wechselte er als Assistent in die Seelsorge nach Mittelsteine“.
Als Kaplan in Kunzendorf, Kreis Habelschwerdt wird Eduard Kaulig 1851 genannt.

Im Jahr 1858 erfolgte die Berufung zum „Pfarrei-Administrator und Kreisvicar des Glätzer- und Neuroder Kreises“. (Quelle: Verzeichnis der Pfarrtheien und Katholischen Geistlichen in der Grafschaft Glatz, 1851)

In seiner neuen Position koordinierte er bereits 1858 den Religionsunterricht in der Volksschule Bad Altheide, siehe Altheider Weihnachtsbrief 2005, Seite 118 und 119.
Er war nicht nur Kreisvicar und Pfarr-Administrator sondern auch Schulrevisor für Königswalde. Am 11. Juni 1873 verließ er den Ort Königswalde und siedelte nach Ludwigsdorf über. Hier sollte er nach dem Wunsch des geistlichen Obern in der Seelsorge aushelfen (Schulchronik Königswalde, Seite 29).

Gründung des katholischen Gesellenvereins in Neurode

Zwischen 1855 und 1878 bildete sich in Neurode eine Anzahl kirchlicher und sozialer Vereine, die das gesellige Leben pflegten. Im November1859 gründete der Kreisvikar Kaulig einen katholischen Gesellenverein, später bekannt als Kolpingfamilie, mit wöchentlichen Zusammenkünften. (Quelle: Chronik der Stadt Neurode von Dr. Joseph Wittig, Seite 388)

Vergehen gegen die öffentliche Ordnung

Zur Zeit des Kulturkampfes, die Auseinandersetzung des preußischen Staates mit der katholischen Kirche, erhielten mehrere Geistliche in der Grafschaft Glatz Bestrafungen.
Das traf auch den Kreisvicar von Neurode, Eduard Joseph Anton Kaulig. Er wurde zu einer Woche Festungshaft verurteilt. Was hatte man ihm vorgeworfen?

Das Foto zeigt Bismarck, der versucht die Kuppel des Petersdoms einzureißen. https://de.wikipedia.org/wiki/Kanzelparagraph
Bismarck, der versucht die Kuppel des Petersdoms einzureißen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kanzelparagraph

Am 10.12.1871 schränkte man die Freiheit des Kanzelworts ein. Wegen einer unangemessenen Äußerung in der Predigt, die er am 29. März 1875 in Falkenberg (heute Sokolec) gehalten hatte, kam er mit dem Kanzelparagraphen in Konflikt. (Quelle:  AGG-Mitteilungen 18 von  2019, Grafschaft Glatzer Strafprozesse vor dem Reichsgericht (1879-1945) von Klaus Hübner, Seite 82)

Goldenes Priesterjubiläum

Sein 50-jähriges Jubiläum nach der Priesterweihe feierte Eduard Kaulig am 27. Juli 1887 in Ludwigsdorf. Es wurde ein feierliches Hochamt mit 17 geistlichen Herren zelebriert. Großdechant Hoffmann aus Neurode überreichte dem Jubilar die Ernennung zum „Fürstbischöflichen Notarius“ lt. Breslauer Zeitung Nr. 532, 03.08.1887, Seite 5.

Danksagung 50-jähriges Priesterjubiläum Eduard Anton Joseph Kaulig im Der Gebirgsbote 1887 [Jg.39]
Danksagung 50-jähriges Priesterjubiläum
Eduard Anton Joseph Kaulig
Der Gebirgsbote 1887 [Jg.39]

Zuvor hatte er im September 1883 in Ludwigsdorf sein 25-jähriges Jubiläum als Kreisvicar des Glatzer und Neurodes Kreises gefeiert. Als Festgabe wurde ihm dabei ein prächtiger Lehnsessel überreicht.

Lebensende

Eduard Joseph Anton Kaulig starb am 05. Mai 1897 mit 82 Jahren in seiner Wohnung im Neuroder Pfarrhaus. Die Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof in Neurode am
08. Mai 1897 durch den Großdechanten, Prälat Dr. Ernst Mandel aus Niederhannsdorf.




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