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Artur Heinke

Der Malerpfarrer Artur Heinke
Der Diözesankonservator, Konsistorialrat und Malerpfarrer von Ebersdorf, Kreis Habelschwerdt (1883 – 1959) gezeichnet von Joseph Andreas Pausewang.

Artur Heinke wurde am 20. April 1883 als Sohn eines Fleischermeisters in Breslau geboren und am 22. Juni zum Priester geweiht. Zunächst wurde er Schlossgeistlicher in Kamenz bis er 1916 die Pfarrei Ebersdorf, Kreis Habelschwerdt (heute Domaszków) übernahm. Nach der Vertreibung betreute er in Borkheide bei Beelitz eine der kleinsten Gemeinden des Bistums Berlin. Am 11. August 1959 starb Artur Heinke in Berlin. An der Außenmauer der Pfarrkirche St. Nikolaus in Ebersdorf ist eine zweisprachige Gedenktafel angebracht.

Pfarrkirche St. Nikolaus in Ebersdorf, Kreis Habelschwerdt
Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Ebersdorf, Kreis Habelschwerdt

Artur Heinke war ein ungewöhnlicher Pfarrer, der sich durch seine Tätigkeit in einer kleinen Landgemeinde nicht eingeschränkt sah. Seinen Pfarrkindern war er ein gütiger und einfühlsamer Seelenhirte. Er war hochgebildet, naturwissenschaftlich interessiert und hatte eine gute Beobachtungsgabe. Darüber hinaus war er zeichnerisch sehr begabt und so nannte man ihn bald den „Malerpfarrer“.

Oft stand er im Pfarrgarten oder irgendwo in einem Feld in der Umgebung an seiner Staffelei und war ganz in seine künstlerische Arbeit versunken. Die Ebersdorfer Jugend stand ihm für Zeichnungen und Aquarelle Modell. Im Arbeitszimmer seines Pfarrhauses hingen dicht an dicht von ihm gemalte Portraits seiner Gemeindemitglieder. Für die Ebersdorfer Kirche malte er die Kreuzwegbilder selbst.

Pfarrhaus in Ebersdorf, Kreis Habelschwerdt
Das Pfarrhaus in Ebersdorf, Kreis Habelschwerdt

Den Stil des Impressionismus mochte er besonders gern. Soweit es ihm möglich war, kaufte er Originale und ältere Kopien von Meisterwerken. Seine „Galerie“ im Pfarrhaus mit Gemälden, Zeichnungen, Radierungen, Kupferstichen, Plastiken und Volkskunst konnte sich durchaus sehen lassen. Pfarrer Hanke war nebenbei also auch noch Kunst- und Antiquitätensammler. Zahlreiche Heiligenfiguren und andere Kunstgegenstände rettete er von den Dachböden von Pfarrhäusern der Grafschaft vor dem Verfall.

Dem Kunsthistoriker und schlesischen Landeskonservator Günther Grundmann erzählte er eine Anekdote, wie er zu einer der Figurengruppen gekommen war: Beim Besuch bei einem Amtsbruder wurde ihm Kaffee angepriesen, der an diesem Tag wohl besonders gut schmecken würde, da der Küchenherd an diesem Tag mit einer Reihe von ausrangierten barocken Heiligenfiguren angeheizt würde. Pfarrer Heinke eilte sofort in die Küche und zog die erste Figur aus dem Ofenloch, die anderen Figuren lagen noch sorgfältig aufgeschichtet zur Verfeuerung bereit. Mit der Köchin verhandelte er daraufhin die Herausgabe „der alten häßlichen Figuren“ im Tausch gegen eine gleiche Menge guten, trockenen Brennholzes.

Das Pfarrhaus wurde nicht nur schnell zu einem Museum, sondern auch zu einem Treffpunkt für Künstler und Wissenschaftler. Heinke unterhielt viele Kontakte und unternahm Reisen. Bei zahlreichen Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung fotografierte er Landschaften, Gebäude und Kunstgegenstände. Diese zahlreichen Fotos bilden heute einen wahren Schatz.

Einer der Begleiter auf diesen Foto-Exkursionen per Auto durch die Grafschaft war der angehende Maler Joseph Andreas Pausewang. Dieser lernte den Malerpfarrer mit 16 Jahren kennen. Es entwickelte sich eine Künstlerfreundschaft, die ein Leben lang hielt. Bei regelmäßigen Besuchen holte er sich manchen Rat und Heinke empfahl ihm geeignete Lehrer für seine künstlerische Weiterbildung.

Aufgrund seiner verdienstvollen Tätigkeit und fachlichen Kompetenz ernannte man ihn zum Diözesankonservator der Grafschaft Glatz mit der Aufgabe, die Kunstdenkmäler zu katalogisieren.

1941 erschien mit dem Buch „Die Grafschaft Glatz“ ein vielgelobtes Standardwerk zur Grafschafter Volkskunst. Mehrere Jahrzehnte später wurde es unverändert im Marx Verlag neu aufgelegt und erhielt den Untertitel „Bildstöcke und heimatliche Volkskunst“ (Glatzer Heimatbücher Band 12). Beigelegt wurde ein ergänzendes 40-seitiges Heftchen mit zusätzlichen Texten und Fotos des Pfarrers.

Artur Heinke reiht sich ein in die Gruppe von Pfarrern und Lehrern, die sich mit ihrem Einsatz für die Kunst und Regionalgeschichte um die Grafschaft Glatz verdient gemacht haben.

Quellen:

Heinke, Artur: Die Grafschaft Glatz – Bildstöcke und heimatliche Volkskunst. Glatzer Heimatbücher, Band 12. Marx Verlag. inkl. Ergänzungsheft

Grundmann, Günther: Erlebter Jahre Widerschein – Von schönen Häusern, guten Freunden und alten Familien in Schlesien. Bergstadtverlag Wilh. Gottl. Korn. München (1972)

Freundeskreis Luzie Uptmoor, Industrie Museum Lohne (Hrsg.): … aber die Erinnerung bleibt. Joseph Andreas Pausewang (1908 – 1955). Ein Niederschlesischer Maler in Lohne. Industriemuseum Lohne 16. Februar 2007 bis 28. Mai 2007. S. 29f

Fotos von Kirche und Pfarrhaus in Ebersdorf: Wikipedia

Anm.:

Einige wenige seiner ca. 2.000 Fotos sind im Bildkatalog des Herder-Instituts zu sehen.

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