Eine Fahrt mit dem Hörnerschlitten gehörte zu den Attraktionen während eines Winterurlaubs im Riesengebirge. Die Hörnerschlitten haben ihren Namen von den vorn gebogenen, fast mannshohen Kufenspitzen. Besonders die Gegend um Schmiedeberg war dafür bekannt. Manche Wintersportler reisten sogar extra aus Berlin an.
Zunächst wurden die Schlitten mit ein bis zwei zahlenden Gästen von Pferden durch die winterliche Landschaft bergan gezogen. Im Jahr 1888 dauerte dies zwei bis drei Stunden.
Manche Touristen wählten den kostenfreien, aber eiseskalten Aufstieg zu Fuß durch den hohen Schnee. An der Passhöhe angekommen wurden die Pferde ausgespannt. In den Grenzbauden konnte man sich erst einmal aufwärmen und mit einem Imbiss stärken. Danach konnte die Abfahrt beginnen. Vorn saß der Schlittenlenker zwischen den hoch gebogenen Hörnern und steuerte mit den Füßen. Hinter ihm saßen der Passagier warm in eine Decke gehüllt auf einem Strohsack bei der rasanten Talfahrt hinunter bis Schmiedeberg.
Um die ausreichende Menge an Schnee musste man sich in der Region keine Gedanken machen. Die Winter waren immer lang und schneereich und boten so für die Einwohner die Möglichkeit eines lukrativen Zubrotes durch die angebotenen Schlittenfahrten und geführten Wanderungen. Starker Schneefall im September war aber allerdings auch hier etwas Besonderes.
Die ca. 20 Minuten dauernden Fahrten waren nicht ungefährlich. Hin und wieder kam es zu tragischen Unfällen. Im Allgemeinen waren die Fahrer aber sehr geübt und geschickt.
Seit ca. 1815 wurden die Fahrten zum reinen Vergnügen der Winterfrischler angeboten. Im Winter 1886 gab es angeblich über eintausend Schlittenfahrten. Es entstanden immer mehr Rodelbahnen.
Ursprünglich wurde der Hörnerschlitten zum Transport von Heu und Langholz eingesetzt. Schon vor dem Jahr 1600 wurden zahlreiche angeworbene Tiroler Bergleute und Holzarbeiter im Riesengebirge beschäftigt, die sogenannten „Schwazer“. Diese führten diese Art der Holzabfuhr ein und brachten ihr Wissen über den Bergbau mit. Einige ließen sich an ihrem neuen Arbeitsplatz nieder und blieben. Die Bergbaustadt Schwaz war damals nach Wien der zweitgrößte Ort Österreichs.
Über Jahrhunderte nahm der Bedarf an Holz beständig zu. Die wachsende Bevölkerung baute Gebäude, Möbel und Fuhrwerke mit Holz. Der Bergbau und die Glasindustrie benötigte große Mengen davon und jeder Haushalt kochte und heizte mit Holz.




