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Vom Glatzer Land ins Waldenburger Bergland

Dieses Foto zeigt den Blick von der Bahnstrecke auf Niederwüstegiersdorf
Blick von der Bahnstrecke auf Niederwüstegiersdorf

Alte Bach- und Waldnamen in der Umgebung von Wüstewaltersdorf deuten auf Versuche des Bergbaus im Mittelalter hin.  So auch die Kolonie und der gleichlautende Bach „Goldwasser“, heute Zlote Wody. Im Eulengebirge suchte man nach Silber und Golderzen, was aber nicht erfolgreich war.

Kolonie Goldwasser

Der Goldwasser-Bach bildete nördlich von Königswalde die Grenze zum Ort Wüstegiersdorf, der bereits im Herzogtum Schweidnitz lag.

Dies ist eine Karte der Herzogtümer Jauer und Schweidnitz. (Ducatus Iavariensis und Ducatus Schwidniciensis), Schlesienkarte von Petrus Schenk, 1710
Herzogtümer Jauer und Schweidnitz (Ducatus Iavariensis und Ducatus Schwidniciensis), Schlesienkarte von Petrus Schenk, 1710

Die Kolonie Goldwasser gehörte zum Dorf Beutengrund, (Bartnica), welches gegen Ende des 16. Jahrhunderts von der Familie von Stillfried gegründet wurde.
Im Jahr 1939 hatte der Beutengrund 857 Einwohner. Kirchlich war die Pfarrei in Königswalde (Swierki) in der Grafschaft Glatz zuständig.
Recherchiert man in der Datenbank der Historischen Adressbücher von 1937 nach dem Ort Beutengrund erhält man ca. 10 Familiennamen für die Kolonie Goldwasser.

Wüstegiersdorf  (Schreibweise bis 1917 Wüste Giersdorf)

In „Zimmermanns Beyträge zur Beschreibung Schlesiens 1785“, Band 5, wird der Ort auch Giersdorf genannt, aufgeteilt nach Ober- und Nieder Wüste Giersdorf.
 Im Jahr 1586 stellte man den Bergbau ein. Danach gehörte der Ort zu den sogenannten Weberdörfern.  Bereits 1538 gab es hier eine mechanische Baumwollweberei. Wüstegiersdorf (Głuszyca) war ab 1816 Teil des Landkreises Waldenburg (Wałbrzych).
Ein Teil der Ortschaft, ebenso wie der Nachbarort Dörnhau, gehörte während des 2. Weltkrieges zum Projekt Riese.

Egmund Websky

Im Jahr 1862 wurde im Nachbarort Tannhausen (Jedlinka) eine Flachsgarnspinnerei eröffnet: Die Firma Websky, Hartmann & Wiesen AG.

Portrait von Egmont Websky
Portrait von Egmont Websky


Dieser Betrieb fertigte Tischdecken, Stoffe für Bettwäsche und Bucheinbandstoffe.  Es entstanden viele Arbeitsplätze. Egmont Websky war ein Textilfabrikant mit modernen
sozialen Ansichten.
1857 führte er bereits eine Fabrikkrankenkasse ein. Er sorgte nicht nur für eine angemessene Bezahlung, sondern ließ für seine Arbeiter Häuser bauen und erteilte Darlehen für den Kauf von Wohnungen.

Vergnügungen in Richtung Waldenburg

Eine ehemalige Bewohnerin aus der Kolonie Goldwasser berichtete, dass sie vor dem 2. Weltkrieg im Sommer häufig mit ihrer Schwester das  Freibad in Wüstegiersdorf besuchte. Man konnte am Bahnhof Königswalde in den Zug steigen und war in ca. 15 Minuten am Ziel. Heute heißt die Bahnstation Bartnica (Beutengrund). Die Eisenbahnstrecke von Glatz nach Waldenburg – Dittersbach (52,7 km) wurde bereits 1880 eröffnet.

In Wüstegiersdorf und Wüstewaltersdorf gab es mehrere Vereine, die ihre alljährlichen Feste traditionell feierten.
Zu Tanzveranstaltungen lud u. a. der bekannte und beliebte „ Gasthof zur Hoffnung“ in Niederwüstegiersdorf, Hauptstr. 91, ein.

Auf diesem Foto sieht man die Gaststätte "Die Hoffnung" in Wüstegiersdorf im Jahr 1978
Gaststätte “Die Hoffnung” in Wüstegiersdorf im Jahr 1978

Heiraten unterschiedlicher Konfessionen

So hat sicherlich mancher Königswälder in Wüstegiersdorf und Umgebung das Tanzbein geschwungen und seine spätere Ehefrau kennengelernt. Oft waren die Brautleute unterschiedlicher Konfessionen. Die Gemeinden der Dekanate Waldenburg und Wüstegiersdorf waren seit der Reformationszeit und Jahrhunderte danach alle evangelisch. Die Bevölkerung der Grafschaft Glatz gehörte überwiegend dem katholischen Glauben an. Das Aufgebot solcher “Mischehen” oder auch interkonfessioneller Ehen sorgte bei den Brautleuten für Probleme und oft auch in den Familien für Konflikte. Wurde die Ehe katholisch geschlossen, war sie ohne Erlass gültig. Wenn allerdings die Trauung in einer evangelischen Kirche stattfand, musste meistens ein Dispens vom Bischof oder Kirchengericht erteilt werden.

Geheiratet wurde aber trotz Widerstand über die konfessionellen Grenzen hinweg.
Das bezeugen zahlreiche Heiratseinträge in den Kirchenbüchern aus dem Neuroder Umkreis sowie Stammbäume aus der Waldenburger Gegend.

Quelle:

  • Die evangelische Kirche im Waldenburger Bergland von der Reformation 1545 bis heute – Reinhard Hausmann




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