Dieser kleine Gegenstand befindet sich in der Heimatstube Habelschwerdt. Aus dem Zusammenhang herausgenommen, erkennt man nicht auf dem ersten Blick, um was es sich dabei handelt.
In der Heimatstube Habelschwerdt werden einige interessante Gegenstände aufbewahrt, die aus Habelschwerdt und der näheren Umgebung stammen. Sie wurden von Grafschaftern gespendet oder leihweise überlassen.
Einer der kleinsten Gegenstände ist diese Metallplakette, deren Form und Größe an einen Stocknagel für einen Wanderstab erinnert.
Um die Herkunft zu ergründen, sind wir auf Spurensuche gegangen.
Laut Duden ist ein „Heros“ ein Halbgott, allerdings ist nicht Ernst Welzel göttlichen Ursprungs, „Heros“ war eine Fahrradmarke, wie aus einer Zeitungsmeldung über einen Fahrraddiebstahls aus dem Jahr 1913 ersichtlich ist. Das Hinterrad war sogar mit einem Gebirgsreifen ausgestattet, der in der bergigen Region sicher sehr hilfreich war. Das Vorhandensein einer gut hörbaren Glocke war schon damals Vorschrift. Eine elektrische Beleuchtung hatte das Rad noch nicht, diese Ausstattung setzte sich erst nach dem 1. Weltkrieg durch.

Die Plakette gehörte also auf das Rohr eines Fahrradrahmens und wird in der Fachsprache „Steuerkopfschild“ genannt. Das Deutsche Museum Digital (DMD)[1] hat eine ganze Sammlung davon, auch wenn nur sehr wenige zusätzlich zur Fahrradmarke den Namen einer Person aufweisen.
Mit diesem Hinweis ist dann auch Ernst Welzel zu finden. Unter diesem Namen existierte über mehrere Jahrzehnte (bis mindestens 1939) ein Fahrrad-Fachgeschäft mit eigener Reparaturwerkstatt im Haus am Ring Nr. 72 in Habelschwerdt.

Luftschläuche gehörten damals bereits zur Standardausstattung. Sie machten die Fahrt auf Pflastersteinen oder Feldwegen deutlich angenehmer als Vollgummireifen. Ein Fahrrad bot den Vorteil größerer Mobilität und Zeitersparnis gegenüber der Fortbewegung auf “Schusters Rappen”. Die Möglichkeit des Ratenkaufs eines neuen oder gebrauchten Rades machte diese Freiheit für viele erschwinglich.
Wie man auf dem folgenden Bild erkennen kann, war das Angebot im Laden nicht nur auf Fahrräder und Motorräder beschränkt. Ein großes Schild bewirbt „Colonial & Eisenkurzwaaren, Tafelglas, Wein, Tabak und Cigarren“.
Über dem Eingangsportal ist das Fahrrad gut zu erkennen. Das Portal ist in dem Buch „Schlesische Kunstdenkmäler II“ abgebildet.

Im Jahr 1900 wurde das Wort „Fahrrad“ erstmals in den Duden aufgenommen und anfangs musste jeder Radfahrer jährlich eine gebührenpflichtige Radfahrkarte beantragen, dies war wie ein Führerschein für Fahrräder zu verstehen.

Wir danken der Heimatstube Habelschwerdt für die Erlaubnis, die Fotos des Steuerkopfschildes und der Radfahrkarte abbilden zu dürfen und die Unterstützung bei der Recherche.
Die Heimatstube Habelschwerdt befindet sich in zwei Räumen im Kreishaus I in Altena, Bismarckstraße 15. Anfragen zur Heimatstube beantwortet Barbara Trappe im Namen der Kreisversammlung Habelschwerdt in der Heimatgruppe Grafschaft Glatz
trappe@heimatstube-habelschwerdt.de
Quellen:
„Der Gebirgsbote“, erschienen in Glatz am 27.10.1913
„Der Gebirgsbote“, erschienen in Glatz am 15. Mai 1906
„Der Gebirgsbote“, erschienen in Glatz am 1. April 1910
[1] Das Deutsche Museum Digital (DMD) ist eine Abteilung des Forschungsinstituts für Wissenschafts- und Technikgeschichte am Deutschen Museum München.