
Es gibt nicht viele Menschen die auch Jahrzehnte nach ihrem Tod noch im kollektiven Gedächtnis der Einwohnerschaft einer Stadt überdauern.
Am 12. Oktober 1846, abends um halb 10 Uhr, wurde Franz Xaver Boden als Sohn des Franz Boden geboren und am 15. Oktober katholisch getauft (kath. KB Nr. 161/1846).
Sein Vater war Buchbinder, Graveur, Stuckateur, Fotograf und Zimmermann. Franz wurde ebenfalls Graveur und Fotograf. Im Alter von 30 Jahren übernahm er das Geschäft seines Vaters und führte es mit großem Erfolg und fachlichem Können. Er blieb ledig und hatte keine Kinder. Er war von ruhigem Wesen und stets freundlich und anspruchslos. Man empfand sein Wesen als sympathisch und ehrwürdig.

Er verstand es auch, sein Erbe zu vermehren. 1912 verkaufte Franz Boden das Geschäftshaus mit Werkstatt und zog sich ins Privatleben zurück.
Das beträchtliche Vermögen von über 100.000 Reichsmark verwendete er jedoch nicht für sich selbst, Franz Boden lebte und aß wie ein Asket. Sein gesamtes Leben war geprägt von einer tiefen Gläubigkeit und so spendete er sein ganzes Geld für den Bau und die Renovierung von Kirchen und Klöstern, richtete Stipendien für Theologie- und Lehramtsstudenten und Gymnasiasten ein, spendete an Kranken- und Waisenhäuser und half vielen in Not geratenen Menschen, ohne dabei auf deren religiöses Bekenntnis zu achten. Es war ihm bewusst, dass es ein paar Menschen gab, die ihn ausnutzten, dies stellte aber keinen Grund für ihn dar, den anderen seine Hilfe zu versagen. In den Taschen seines sauberen, aber abgetragenen Anzugs waren immer Geldstücke parat, um an Bedürftige verteilt zu werden. Vielen Kranken wurde stillschweigend die Rechnungen für Arzt und Apotheke bezahlt.
Er tat dies, ohne Aufhebens um seine Person und mit großer Bescheidenheit. Lob und Anerkennung wollte er nicht hören.
Als der ehemalige Fotograf 1913 für seine Wohltätigkeit von Papst Pius X. geehrt werden sollte, musste man zu einer List greifen, um den Orden überreichen zu können. Der Pfarrer lud am Heiligen Abend ins Pfarrhaus ein und übergab im Beisein mehrerer Geistlicher das Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice.
Im gleichen Jahr erschien in der „Monika“, einer Zeitschrift für katholische Mütter und Hausfrauen, eine Lobrede auf seine Wohltätigkeit, allerdings mit geändertem Namen.
Mehrfach am Tag besuchte der Privatier Franz Boden die Messe und gab den Verstorbenen aller Konfessionen das letzte Geleit. Er war immer zur Stelle, um bei einer Taufe als Pate einzuspringen. Auch war er häufig Firmpate. Mit Genehmigung des Pfarrers hielt er gut besuchte Andachten in der Kirche ab und betete für andere, wenn man ihn darum ersuchte.
Er war Mitglied und Unterstützer in zahlreichen christlichen und weltlichen Vereinen, unter anderem im Glatzer Gebirgsverein.
Franz Rauch erlitt am Ostermontag, den 13. April 1914 im Alter von 67 Jahren einen Herzinfarkt und starb, nachdem ihm von Kaplan Hoffmann die letzte Ölung gespendet worden war.
Pfarrer Skalitzky notiert an diesem Tag: „Herr Boden, Ritter des Ordens pro ecclesia et pontifice, stirbt plötzlich morgens um 6 Uhr. An wahrer, ernster Frömmigkeit kam ihm unter allen Gliedern der Pfarrei keiner gleich.“
Die Beisetzung fand mit der Teilnahme von vielen Glatzern unter großer Anteilnahme auf dem Kreuzkirchhof statt (kath. KB Nr. 80/1914). Da er auch ein Mitglied im dritten Orden des Heiligen Franziskus war, wurden er in einem Ordensgewand beigesetzt.

Im “Gebirgsboten” erschien ein Nachruf, der sein Leben und Wirken sehr gut und kurz zusammenfasst.
Vom erwähnten Vermögen war am Ende seines Lebens kaum noch etwas übrig geblieben.

1969 wurden seine sterblichen Überreste auf den neuen Friedhof umgebettet.
Die Fotos von Franz Boden und seiner Grabstätte, sowie einige der Informationen stammen von Wikipedia – auf Polnisch. Es existiert zur Zeit leider kein Eintrag in deutscher Sprache.
Quellen:
Aloys Bernatzky: Lexikon der Grafschaft Glatz. Glatzer Heimatbücher. Band 8. Marx Verlag. Leimen / Heidelberg. 1984. S. 30
Franz Boden – Wikipedia (polnisch)
Dieter Pohl (Hrsg.): 40 Jahre Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz in Schlesien 1906 – 1946. Die Chronik der katholischen Stadtpfarrkirche zu Glatz, geführt von den Stadtpfarrern Prälat Augustin Skalitzky (1906-1921) und Prälat Dr. Franz Monse (1921-1946). Dr. Dieter Pohl Verlag. 2009. S. 69ff