Dieser Taschenkalender ist wenig größer als eine Scheckkarte, nur ca. 1mm dick und fand sich zwischen Schwarzweißfotos und alten Familienunterlagen – ein echter Glücksfall für jeden Familienforscher. Laut Eigentümervermerk gehörte er meinem Urgroßvater aus Habelschwerdt.
Die Daten waren eine große Hilfe dabei, Lücken zu schließen. Manche Namen geben aber auch heute noch Rätsel auf.
Der Kalender wurde mehrere Jahre hindurch genutzt. In ihm waren Geburts- und Sterbetage so gut es ging, aus dem Gedächtnis vermerkt worden. Aber auch die Daten der Vertreibung seiner Familie stehen gleich auf der ersten Seite: Am 29. März 1946 wurden sie zu Flüchtlingen, am 5. April 1946 kamen sie in Lippstadt an. Das waren wertvolle Anhaltspunkte dafür, die Eisenbahn-Transportlisten zu finden.
Unter dem 10. Juli 1885 ist beispielsweise eine Schwester meines Urgroßvaters aufgeschrieben. Das Geburtsdatum war nicht ganz korrekt (es ist der 30.07.1885), aber bei 15 Geschwistern kann man nach so langer Zeit schon einmal ein paar Tage daneben liegen. Ohne den Hinweis auf Ihren Tod im Jahr 1906, hätte ich sie vermutlich nie im Kirchenbuch von Bad Landeck gesucht.
Im Alter von nur 21 Jahren und einem Tag war sie an Typhus gestorben. Warum der Pfarrer sie als unehelich eingetragen hat, wird sein Geheimnis bleiben, immerhin war sie bereits Kind Nr. 14 der Familie.
Eines der Rätsel, die es noch zu lösen gilt, ist Alfred Knauer, Eisenkaufmann in Mittelwalde, gestorben 6.8.49 in Emstinghausen, Krs. Hoya. (links oben auf der Seite).
Gemeint ist hier wohl Emtinghausen in Niedersachsen. Im dortigen Sterbenebenregister ist unter diesem Datum tatsächlich ein Alfred Knauer im Online-Register gelistet. Laut einem Eintrag auf der Seite der Verdener Familienforscher existiert für dasselbe Datum ein Heiratseintrag. Im Einwohnerbuch der Grafschaft Glatz von 1937 ist der Eisenkaufmann Alfred Knauer in Mittelwalde, am Ring 128 zu finden. Auch sonst findet man noch mehrere Hinweise im Internet auf ihn und seine Familie.
Ob er ein Familienmitglied oder ein Freund der Familie war? Oder hat man erst nach 1946 seine Bekanntschaft gemacht? Vielleicht finde ich es eines Tages heraus.