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Damals

Rebus-Flugblätter

Bei der Schlacht am Weißen Berg westlich von Prag am 8. November 1620 wurde die erste große militärische Auseinandersetzung des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ausgetragen. Der böhmische König Friedrich V. von der Pfalz, mit Spottnamen auch Winterkönig genannt, unterlag der katholischen Liga.

Prag schloss die Stadttore vor seinen fliehenden Soldaten und ihm blieb nur die sofortige Flucht nach Breslau. Dabei dürfte Friedrich V. mit seinen wenigen Getreuen die Grafschaft Glatz durchquert haben. Viele Besitztümer mussten zurückgelassen werden, darunter auch der Hosenbandorden. In manchen Darstellungen wird der Winterkönig daher mit rutschenden Strümpfen gezeigt, denn die zeitgenössischen Verfasser von Flugschriften sparten nicht mit ihrem Spott. Gebräuchlich waren Kombinationen aus Bildern und Buchstaben, die als ein unterhaltsames Rätsel erst entschlüsselt werden mussten. Die Einblattdrucke waren somit ein informierendes und unterhaltendes Medium der politischen Propaganda.

Rebus-Flugblatt in dem Friedrich V. verspottet wird.
Spott-Flugblatt gegen Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, König v. Böhmen (1596-1632) nach der Niederlage am Weißen Berg und seiner Vertreibung aus Böhmen (1621), ULB Darmstadt, Gübnd E 5700/24

Gründtliche Weis[säg]ung.

 Vom Heydel[Berg]er vermelt (vermeldet)
 Was Ihm ein Zigeinerin hat er[Zelt]

 Von [Wanne] Ihm das unglückh schnell
 Erwachsen sey mit [Bein] und [Quell]

F. [Frau] Wo Khombstu her zu Mir
Z. Ich m[Mus=muss] im [Land] umb [Reis]en für und für
F. [Säg] mir Wahr, von meiner s[Bot = Spott] und schandt
Z. So Reichet mir her ewer [Hand]
F. Warumb [Habicht=hab ich] Verschertzt die [Kron]
Z. Ihr habt [Widder] den [Kaiser] gethon
F. Sonst Kheine Ander [Uhr]sachen seindt
Z. Eür [Herz] hats be[Trog]en und falsch gmeindt
F. Warumb wendst mein [Hand] so hin und  [Widder]
Z. Ihr wardt wie der [Wind] auf und nider
F. [Habicht] dann so g[Ros] [Widder] den [Reichsadler=Kaiser] gethan
Z. Ihr Rueft den [Türken] zum gehülfen an
F. Das soltu aber nit offen[Bahre]en
Z. Hats doch Eür Herr Vetter lengst Er[fahren]
F. Meinst ich Werd den [Fürsten] nimmer g[Leich]
Z. Khein Platz habt Ihr durc[Haus] im Reich
F. Ach muß mein Vatter[Land] ich ver[lassen] (von Aderlaß)
Z. Als wie Ich muest Ihr [wandern] frembte  straßen.

„Hört zu Ihr fromen Biederleut…“ Rebus-Flugblatt
„Hört zu Ihr fromen Biederleut…“ Rebus-Flugblatt zur Verspottung einer der Gefolgsleute von Friedrich V., Quelle (online): Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) – Kulturstiftung Sachsen-Anhalt

Der Gr[aff] von Thun [Turm] wird hier gehetzt,
Mit einem [Sprung] er sich ergetzt.

Die [drei Blinden] aus [Böhmen].

Hört zu, ihr Fromen Biederleut
Zu dieser newen [Narren]zeit
Was sich hatt zu ge[tragen],
Last euch ein [arme] [Blinden]schar
Ihr L[eid] und Elendt [klag]en. (Klagefrauen)

[Sohlen] wir euch [sägen], wer wir seindt
Wir seind geflohen fur dem Feindt
Das weiß [man] [leider] eben.
Der Gr[aff] von [Turm], der fein G[Esel]
Hats Fersen[geld] bald geben.

In Böheim war ein [Keller] offen,
Da haben wir zuviel viel Bier ge[soffen],
Darumb thet [man] uns str[affen].
Wir [acht]eten nicht, was [man] mit güt
Ge[boten] oder ge[schaffen].  

Darum [man] uns mit krieg und schlacht
In [Eul = Eil] ver[jagt] und fortgebracht
Hinauß auff frembde strassen.
Vil [Becher] Bier und ander gut geschir
Haben wir hinden ge[lassen]. (von Aderlass)

Der [Wind], der war doch gar nicht gut,
Hat uns genommen [Mantel] und [Hut],
Den s[Taub] und sandt geblasen
Starck [widder] uns und unser gsindt,
In [Augen] und inn d[Nasen].

Von diesem grausam starcken [Wind]
Seindt wir worden so gar [stumpf] blindt.
Und unsers gesichts beraubet.
Was wir verl[Ohren] in der Flucht,
Das hat der Feind wohl auf[geklaubet].  

Wir hatten zuvor [Burg] und Landt
Das [engel]lendisch [Hosen]bandt
Und [könig]lichen throne.
Die [Augen] jetzt nichts [spiegeln] mehr,
Kein [Zepter] noch kein [Kron]e.

Gott be[hüte] euch ewer liebs gesicht
Das noch das vatterlandt ansicht
Das müssen wir ent[rat]en.
Und ohn einige Zuversicht
Im elendt [schwimmen] und [waten].

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