Noch bis nach dem 2. Weltkrieg war es üblich, dass Mädchen bis zu ihrer Hochzeit eine Ausstattung für die Gründung eines eigenen Hausstandes zusammenstellen mussten. Zum einen bekamen sie zu den Festtagen von der Verwandtschaft nützliche Dinge wie Kissenbezüge, leinene Taschentücher und Servietten geschenkt. Zum anderen waren sie angehalten, selbst durch fleißige Handarbeit in Mußestunden, beispielsweise Bettlaken zu umsäumen und Schürzen zu nähen. Spätestens in der Zeit zwischen Verlobung und Hochzeit mussten die letzten noch fehlenden Teile von Tisch-, Bett,- und Leibwäsche vervollständigt werden.
Eine in Handarbeiten geschickte Ehefrau konnte ihrem Mann durch ihren Fleiß viel Geld sparen und sogar noch, falls notwendig, zum Unterhalt der Familie beitragen oder sich selbst unterhalten, falls der Mann verstarb.
Die Hausiererinnen, die sich regelmäßig mit ihren Körben voller Stoffe, Leinwand, Decken und Bezügen auf dem Rücken einstellten, wurden vom Vater des Hauses ungern gesehen. Seine Aufgabe war nämlich die Begleichung der Rechnung, wenn die Mutter mit den Töchtern das Angebot begutachtet und nach ausgiebigem Feilschen einiges ausgewählt hatte. Geschirr, Möbelstücke und diverse Haushaltsgegenstände gehörten ebenfalls zur Aussteuer.
In der dunklen Jahreszeit war der „Lichtaobend“, also das abendlichen Treffen der Dorfgemeinschaft zum gemeinschaftlichen Spinnen mit dem Spinnrad, genauso wie die „Kärms“ und andere Festtage eine gute Gelegenheit, mögliche Heiratskandidaten zu begutachten und erste Bande zu knüpfen.
Das Federschleißen war dagegen meist eine reine „Damengesellschaft“ von Großmüttern, Müttern und Töchtern der Nachbarschaft. Die über das Jahr gesammelten schneeweißen Gänsefedern wurden in einer gemeinschaftlichen Arbeit von ihren harten Federkielen befreit, um daraus die wärmende Füllung für Bettdecken und Kissen herzustellen. Ganze Arme voll Federn türmten sich auf dem Küchentisch, um den man sich versammelte.
Fenster und Türen blieben verschlossen, niesen und lachen war streng verboten, um keinen Luftzug zu erzeugen. Dies war nicht ganz einfach, denn die flaumigen Federteile flogen umher, und ließen sich in den Haaren, auf der Kleidung und in Mund und Nase nieder. Die größte Herausforderung war es, den Mund geschlossen zu halten, denn es gab immer viel zu erzählen und so ein Abend war lang. Gedichte wurden aufgesagt und Spukgeschichten erzählt. Und da diskutierte man selbstverständlich auch das mögliche Heiratspotential der Junggesellen aus den Nachbarorten.
Für die Füllung eines Deckbetts benötigte man 4 Pfd. Flaum, für ein Plumeau (Fußdeckbett zum Wärmen der Füße am Fußende des Bettes) 3 Pfd. und für ein Kissen 2 1/2 Pfd.
Fuhr ein paar Tage vor der Hochzeit der Aussteuer-Wagen durch das Dorf zur neuen Behausung der Brautleute, so sollte er möglichst hoch beladen sein und man achtete gut darauf, dass die Nachbarn die besten Stücke recht gut sehen konnten. Dazu gehörte auch ein gut gepolstertes Federbett und viele Frauen und Mädchen wussten, während der Wagen vorüberfuhr, dass sie ihren Anteil dazu beigetragen hatten.
Wer in Sachen Handarbeiten weniger geschickt war, oder die Komplettierung der Aussteuer eilte, konnte auch in Geschäften fündig werden.